Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

232 Leidliches Einvernehmen. 1865 
Sache durchführen, schrieb er, aber man muß mir Vertrauen 
schenken, die Hände frei lassen, nicht aus Berlin zu viel hinein- 
reden; das Was soll man mir vorschreiben, das Wie aber 
mir überlassen; der Wiener Hofkriegsrath hat jede Campagne 
verdorben, und hier ist noch Campagne. Allmählich besserten 
sich indessen diese Verhältnisse, wie die ersten Nöthe der neuen 
Einrichtung überwunden, feste Geleise für den Geschäfts— 
gang gelegt, und die Ernennung der Behörden, wenn auch 
Anfangs meist nur in provisorischer Beauftragung, vollzogen 
war. Denn trotz aller Specialkritiken genoß Manteuffel in 
der Hauptsache fortdauernd das Vertrauen der Regierung, 
und Bismarck war weit entfernt von einem Streben nach 
peinlicher Bevormundung eines solchen Untergebenen. 
Der lebhafteste Wunsch des Gouverneurs war das An- 
knüpfen persönlicher Beziehungen zu Land und Leuten. Nicht 
bloß vom grünen Tische aus, sondern nach eigener Beobachtung 
meinte er zu verwalten, und dem Volke durch sein nachdrück- 
liches Hervortreten das Dasein einer Regierung leibhaftig 
vor Augen zu stellen. Er gedachte also, sämmtliche Bezirke 
des Herzogthums nach und nach zu bereisen, und begann 
am 25. September mit einer Inspection der Truppen und 
Vorstellung der Beamten in Flensburg. In längerer Rede 
mahnte er die Letztern zu voller Pflichterfüllung, zum Fest- 
halten an der Zusammengehörigkeit der Herzogthümer, zum 
Aufgeben politisches Parteigetriebes, zum Anschluß an die be- 
stehende Regierungsgewalt. Dann sprach er von der dänischen 
Agitation auf Rückgabe von Nordschleswig. Hatte er dänische 
Beamte anstellen wollen, so war ihm doch jeder Gedanke an 
Landabtretung zuwider. Niemand, rief er den Beamten zu, 
dürfe solchen Vorstellungen Raum geben. „Jedes sieben Fuß
	        
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