Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 General von Gablenz in Holstein. 235 
keit, verbunden mit soldatischer Offenheit, trefflich zu befestigen 
wußte. Auf solche Art belebte er die bereits erlöschenden 
Hoffnungen der Augustenburger Partei auf's Neue, vermied 
aber mit großer Sorgfalt, irgend etwas zu thun, was sich 
als eine directe Anerkennung des Prätendenten durch OÖster- 
reich oder als eine offene Verletzung des preußischen Besitz- 
rechts hätte deuten lassen. So machte er zu großer Freude 
der Particularisten dem Erbprinzen einen Besuch, constatirte 
aber nachher, daß es geschehen sei, um dem Prinzen zu er- 
klären, daß Se. Durchlaucht nur als Privatperson zum Auf- 
enthalt berechtigt sei. Auch entzog er ihm die bisher ge- 
brauchte königliche Loge im Theater, um sie sich selbst als 
dem Vertreter des Landesherrn vorzubehalten. Die Beauf- 
sichtigung der Vereine machte ihm geringe Mühe: die bis- 
herige Erfolglosigkeit und dann die Gasteiner Übereinkunft 
hatte selbst den Führern den Muth gelähmt, und die große 
Masse des Volkes empfand ein starkes Ruhebedürfniß und 
Überdruß an der politischen Agitation. An die Zeitungen 
sandte Gablenz wiederholte Mahnungen zur Mäßigung und 
Glimpflichkeit bei der Besprechung der preußischen Politik, 
und ließ zu mündlicher Bekräftigung derselben ein Mitglied 
der Landesregierung eine Rundreise bei den Redactionen 
machen. So wurden die hervorstechendsten Mißstände der 
letzten Monate in der That beseitigt, und der preußischen 
Regierung kein Grund zur Beschwerde gelassen. 
Unter diesen Umständen blieb das Verhältniß der beiden 
regierenden Generale ein durchaus freundliches, ja vertrau- 
liches. Am 4. October waren Manteuffel und Zedlitz zur 
Fcier des Namenstags des Kaisers nach Kiel geladen. Zuerst 
kam man in eine etwas lebhafte Verhandlung über eine
	        
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