248 Das Ende der österreichischen Allianz. 1865
matischer Verkehr seit 1859 nicht bestand, so hatte La Marmora
für die so geheime Sendung sich einen Grafen Malaguzzi aus
Modena ausgesucht, einen patriotischen Italiener und zugleich
Sprößling einer dem Kaiserhause unterthänigen Familie, und
diesen für einen Aufenthalt in Wien am 9. October mit
folgenden Instructionen versehen. Er sollte der dortigen
Regierung den Verkauf Venetiens mit dem Isonzo als Grenze
gegen 1000 Millionen Lire oder 400 Millionen österreichische
Gulden vorschlagen; Italien würde dann außer der Zahlung
einen vortheilhaften Handelsvertrag mit Osterreich bewilligen
und ein versöhnliches Verfahren gegen den Papst einhalten,
außerdem aber seinerseits eine weitere geheime Verabredung
wünschen, welche ihm unter gewissen Voraussetzungen auch
die Erwerbung von Wälsch-Tirol in Aussicht stellte. Die
schriftliche Instruction Malaguzzi's sagt nicht, welche Voraus-
setzungen hier gemeint seien; anderweit aber wird berichtet#9,
es sei die Zusage gewesen, daß bei einem Kriege Osterreichs
gegen Preußen Italien dem Kaiserstaate zur Eroberung
Schlesiens beistehen wolle. Unwahrscheinlich ist die Angabe
um so weniger, als sie durchaus im Style Drouyn de Lhuys'
gedacht war, an dessen Augenwinken, wie wir wissen,
La Marmora hing; auch hatte längst vor diesen Verwick-
lungen Graf Usedom nach Berlin berichtet, in Italien sei
das Begehren nach Venetien so leidenschaftlich, daß Victor
Emanuel sofort einschlagen würde, wenn Osterreich ihm das
Land gegen Kriegshülfe zur Erwerbung irgend eines andern
Territoriums zusage.
Graf Malaguzzi blieb nun ungefähr zwei Monate in
Wien, und benutzte seine zahlreichen Verbindungen daselbst,
1) Reuchlin, Italien IV, 427, nach italienischen Gewährsmännern.