Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

256 Das Ende der österreichischen Allianz. 1865 
von dem Herzog wissen, die deutschen Schleswiger aber 
nahmen Argerniß an der Rückgabe des Nordens, und Man- 
teuffel erinnerte an das Verbot von Collectiv-Petitionen in 
der Verfaffung von 1854. Um dieselbe Zeit geschah, daß 
die Erbprinzessin Friedrich eine Reise von Altona nach Kiel 
unternahm, und die Anhänger der Partei ihr auf jeder Station 
den festlichen, bei Erscheinen der Landesherrschaft üblichen 
Empfang bereiteten. Aller Orten waren die Bahnhöfe und 
die Häuser beflaggt, Musikchöre begrüßten die Ein= und Ab- 
fahrt; weißgekleidete Jungfrauen überreichten Blumensträuße 
und Gedichte; Turner, Kampfgenossen und sonstige Deputa- 
tionen betheuerten die unerschütterliche Treue für das ange- 
stammte Herrscherhaus. In demselben Sinne wirkte auch die 
Geistlichkeit: in mehreren Orten hielten die Pfarrer das öffent- 
liche Kirchengebet nicht für den Kaiser von Osterreich, sondern 
für den Herzog Friedrich von Holstein. Da Gablenz dies 
Alles ohne Rüge geschehen ließ, war kein Zweifel möglich, 
daß der Zustand, welcher Preußen im Juli bis zur Stellung 
des Kriegsfalls geführt hatte, wieder in ganzem Umfange 
eingetreten sei. 
Manteuffel, welcher von jeher in Berlin zu den wärmsten 
Vertretern der österreichischen Allianz gehört hatte, begann 
die Geduld zu verlieren. Am 14. Dezember 1865 speiste er in 
Kiel bei Gablenz zu Mittag und hatte dann lange Gespräche 
mit ihm und Hofmann. Wir verabredeten, berichtete er Bis- 
marck am 16., daß wir uns nicht zanken und Anlaß zum 
Bruche zwischen beiden Cabinetten werden wollten. Aber was 
ihm die beiden Herren über die Intentionen ihrer Regie- 
rung mittheilten, klang wenig erfreulich. Preußen wolle die 
Herzogthümer erwerben und Osterreich nur mit Geld abfinden,
	        
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