1866 Österreich weigert, dagegen einzuschreiten. 259
Als Bismarck diese Sätze zurückwies und insbesondere über
die Annexionsartikel der schleswig'schen Zeitungen bemerkte,
daß bei jedem preußischen Streben nach der Annexion die
Zustimmung SÖsterreichs die feste Voraussetzung bleibe,
während die Augustenburger Preußens Verdrängung gegen
dessen Willen durchsetzen wollten: da kam Hofmann zu dem
unumwundenen Geständniß, Osterreich habe nicht die Absicht,
mit der Augustenburger Partei zu brechen, weil es sonst
Gefahr laufe, jede moralische Stütze in Holstein zu verlieren;
das Wiener Cabinet könne also in den Herzogthümern zur
Förderung der preußischen Interessen schlechterdings nicht
mehr, als bisher geschehen, die Hand bieten; nur auf dem
Gebiete der allgemeinen Politik werde sich ein freies Feld
zur Verständigung zwischen beiden Mächten gewinnen lassen.
Etwas freundlicher als diese Auslassungen klang dann
ein Bericht Werther's vom 3. Januar 1866 über seine Be-
sprechungen mit Mensdorff. In Bezug auf die Gültigkeit
der Verfassung von 1854 sagte der Minister, daß ihm diese
Frage noch nicht ganz klar vorschwebe; hinsichtlich des Erb-
prinzen habe er dessen Agenten von Wydenbrugk sehr bestimmt
erklärt, daß bei weiterer Wiederholung jener Demonstrationen
der Prinz nicht länger in Kiel werde bleiben dürfen, da Öster-
reich sich seinetwegen nicht mit Preußen zu überwerfen wünsche;
wir möchten jedoch über jeden solchen Fall nicht gleich so
verstimmt und hitzig sein; er rede ja auch nicht in die preu-
hische Verwaltung Schleswigs hinein. Die Frage ist nur,
meinte Werther, ob diesen guten Worten nun auch das that-
sächliche Verhalten der Statthalterschaft entsprechen wird.
Freilich war es die Frage. Denn das neue Jahr brachte
in Holstein keine Verhinderung, sondern stetes Wachsthum
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