1866 Schreiben Bismarck's an Usedom. 263
Augustenburger Agitation durch Osterreich geschildert, sprach
er die Ansicht aus, daß diese Differenzen wachsen würden
Solche Erfahrungen, sagte er, lösen uns von den Verbindlich-
keiten, welche im Herzen des Königs das Ergebniß der
Gasteiner Annäherung bildeten, und geben in der von mir
vorausgesehenen Weise unsern natürlichen Beziehungen zu
Italien wieder freieren Spielraum. Sie werden dort aus-
sprechen, daß der Zeitpunkt der Krisis voraussichtlich näher
gerückt sei; Sie werden hervorheben, daß der Grad der
Sicherheit und der Umfang dessen, was wir von Italien zu
erwarten haben, von wesentlichem Einfluß auf unsere Ent-
schließungen sein wird, ob wir es zur Krisis kommen lassen
oder uns mit geringeren Vortheilen begnügen.
Er beruhigte ihn sodann über die Haltung der übrigen
Großmächte. Die Gerüchte über ein französisch-englisches
Einverständniß seien ebenso grundlos, wie jene über eine An-
regung der Frage Seitens Rußlands!). Unsere Beziehungen
zu Frankreich seien ungeändert, und die stark zur Schau ge-
tragene neue Cordialität zwischen Osterreich und Frankreich)
flöße uns keine Besorgniß ein. Es sei ein Börsenmanöver,
um die letzte österreichische Anleihe besser unterzubringen und
vornehmen französischen Zeichnern ihre Gewinne zu sichern.
So weit überhaupt ein politisches Motiv zu Grunde liege,
scheine es die Tendenz zu sein, Preußen zu bestimmten An-
erbietungen hervor zu locken.
1) Kaiser Alexander sprach dem preußischen Militärbevollmächtigten
so eben seine Verwunderung aus, daß Österreich noch immer Augusten=
burg protegire, um die preußische Annexion zu hindern.
„) Der junge französische Prinz hatte den höchsten österreichischen
Orden erhalten.