270 Das Ende der österreichischen Allianz. 1866
war in dem Erlasse vom 26. Januar die feierliche und amt-
liche Aufforderung zu einer ebenso amtlichen und definitiven
Erklärung, ob man auf die Beschützung Augustenburg's oder
auf das Freundschaftsband mit Preußen verzichten wolle.
Man war, wic es Werther däuchte, in Wien auf ein so
kräftiges Vorgehen nicht gefaßt gewesen. Mensdorff erkannte
den Ernst der Lage an, sprach großen Verdruß über die
Verstattung der Altonaer Versammlung aus und wollte
darüber Gablenz bereits einen Verweis zugeschickt haben.
Ubrigens blieb er dabei, daß Osterreich die Preßfreiheit in
Holstein nicht beschränken könne, und daß es durch den An-
trag vom 28. Mai 1864 sich ebenso wie Preußen zur An-
erkennung Augustenburg's verpflichtet habe. Was die De-
pesche betreffe, so könne er nichts sagen, bis er den Willen
des Kaisers eingeholt habe. Bei weiteren Gesprächen war
stets das letzte Wort, Preußen könne unmöglich fordern, daß
der Wiener Hof Schritte thuc, welche die preußische Annexion
der Herzogthümer unvermeidlich machen müßten. Das Alles
war nicht glückverheißend für den Ausfall der amtlichen Ant-
wort, und in der That brachte diese am 7. Februar 1866 eine
möglichst kühle Abfertigung in dem bekannten stolzen Style
der K. K. Hof= und Staatskanzlei. Ohne nähere Begründung
wurde geläugnet, daß die Agitation in Holstein revolutionären
Charakter habe — eine Behauptung, welche freilich dann un-
bestreitbar wurde, wenn sich Osterreich Beust's und Pfordten's
Deductionen über Augustenburg aneignete, damit aber auch
von den Grundlagen der Wiener und Gasteiner Verträge
lossagte. Preußen habe bei seinen Klagen über die Altonaer
Versammlung offenbar vergessen, daß seine Regierung es ge-
wesen, welche den Vorschlag Osterreichs abgelehnt habe, für