1866 Napoleon's Freundlichkeit. Unsichere Haltung Italiens. 279
für diesen Fall in Aussicht gestellten Einvernehmens zu
machen. Bismarck hatte für diesen Zweck den Botschafter
zu weiterer mündlicher Berathung nach Berlin entboten.
Endlich in den Depeschen des Grafen Usedom aus
Florenz kam man auf völlig schwankenden Boden.
So entschieden Osterreich den Verkauf Venetiens abge-
lehnt hatte, ebenso gewiß überwog jetzt in Wien der frische
Widerwille gegen Preußen den alten Haß gegen Italien.
An eine nahe Verbindung mit Victor Emanuel ließ sich
freilich nicht denken, aber Graf Mensdorff hielt es gerathen,
Einiges zur Beschwichtigung der italienischen Aufregung zu
thun. Anfang Januar erschien eine Amnestie für die politi-
schen Flüchtlinge aus Venetien, und bald nachher eine Er-
weiterung municipaler und ständischer Rechte des Landes.
Gleichzeitig eröffnete Graf Mensdorff dem Herzog von Gra-
mont, Osterreich sei bereit, die Handelsvortheile, welche der
frühere Vertrag mit Sardinien festgesetzt hatte, allen jetzigen
Provinzen Italiens zu bewilligen, und ersuchte den Herzog,
Herrn Drouyn de Lhuys um empfehlende Übermittlung dieses
Vorschlags anzugehen. Dem französischen Minister konnte
nach seiner bekannten Gesinnung kein erwünschterer Antrag
kommen; auf der Stelle wurde Mensdorff's Begehren er-
füllt. Auch La Marmora hätte gerne mit beiden Händen
zugegriffen; dann aber kamen die Bedenken, es gehe doch
nicht ohne Anerkennung des Königreiches durch das Wiener
Cabinet; in einen offenen diplomatischen Verkehr könnte Italien
mit Osterreich nicht ohne die Befreiung Venetiens treten.
Vollends aber plagte er sich mit der Frage, ob Napoleon
die Sachce eigentlich wünsche oder nicht, witterte verdeckte
Andeutungen des Für und des Wider in jeder Sylbe der