Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

280 Schwüle Luft. 1866 
Pariser Depeschen, und kam erst Ende Februar nach mehr- 
wöchentlichem Besinnen zum Entschlusse der Ablehnung. 
Usedom hatte von diesen Dingen keine Kunde, schloß 
aber aus La Marmora's gesammter Haltung, daß für 
Preußen nur noch geringe Hoffnung auf Italien zu setzen sei. 
Hier meint man, schrieb er am 7. Februar, Osterreich werde 
Venetien bald selbst anbieten, und freut sich, damit Gefahr 
und Kosten des Kriegs zu sparen. In wunderlichem Wider- 
spruche damit sagte er auf der folgenden Seite der Depesche, 
man fürchte, daß, wenn Preußen seine Forderung auf Schles- 
wig-Holstein beschränke, Osterreich dies gewähren würde, um 
seine ganze Kraft gegen Italien zu wenden. Nur wenn 
Preußen die Suprematie in ganz Deutschland begehre, würde 
man hier losschlagen und dann auch erst nach Abschluß eines 
festen, jeden Separatfrieden verbietenden Bundesvertrags. 
Trotzdem hielt Bismarck eine Annäherung zwischen Ssterreich 
und Italien nicht für wahrscheinlich, zumal Nigra dem Grafen 
Goltz ganz entgegengesetzte Versicherungen gab; auch klangen 
zwei Telegramme Usedom's vom 22. und 24. Februar wieder 
aus besserem Tone. Die Stimmung La Marmora's habe 
sich neulich gehoben; er begehre bestimmte Vorschläge von 
Preußen. Victor Emanuel sei zum Kriege gegen Osterreich 
bereit; nöthig aber sei vorgängige Verständigung über solche 
Ziele des Kriegs, vor deren beiderseitiger Erreichung kein 
Theil einen Separatfrieden eingehen dürfe. 
So war, wohin man von Berlin aus blicken mochte, die 
einzige sichere Thatsache Osterreichs feindseliger Widerspruch 
gegen alle preußischen Wünsche, sonst war ringsum nichts 
weiter erkennbar, als wechselnde Anzeichen einer freundlichen, 
aber keineswegs zuverlässigen Gesinnung. Stehen bleiben
	        
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