Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

282 Schwüle Luft. 1866 
und Außen schwächen und Osterreichs Übergriffe gegen uns 
in Deutschland steigern. Wir wollen, schloß der König, 
keinen Krieg provociren, aber wir müssen auf unserm Wege 
vorwärts gehen, ohne vor einem Kriege zurückzuschrecken. 
Bismarck legte darauf in geschichtlichem Rückblick die 
gegen Preußen gerichteten Bestrebungen Osterreichs dar, 
dessen Verhalten in der polnischen Frage, den Frankfurter 
Fürstentag, die wiederholten Bemühungen um eine franzö- 
sische Allianz gegen Preußen. Der Krieg mit Osterreich 
werde jedesfalls erfolgen müssen; es sei klüger, ihn in der 
jetzigen vortheilhaften Lage zu unternehmen, als es Osterreich 
zu überlassen, sich die günstige Stunde auszusuchen. Wir 
haben Osterreich erklärt, daß die fortgesetzte Augustenburger 
Agitation unser Bündniß lösen würde; am 7. haben wir die 
entschieden ablehnende Antwort erhalten; der Bruch ist vor- 
handen. Der Kriegsminister schloß sich an mit dem Ausdruck 
der Hoffnung, daß die dazu erforderlichen Mittel beschaffbar 
sein würden. Nicht anders stimmten Itzenplitz, Selchow und 
Mühler. Der Finanzminister Bodelschwingh erkannte an, 
daß Osterreichs Verhalten für Preußens Ehre und Interesse 
verletzend sei, hielt aber an dem Wunsche fest, daß sich doch 
noch ein rettender Ausgleich finden würde. Graf Eulenburg 
fügte statt dessen zu Bismarck's Ausführung die Bemerkung 
hinzu, daß ein Krieg mit Osterreich es möglich machen würde, 
von dem Landtage Geld zu fordern, und wenn dieser ablehnte, 
eine andere Volksvertretung zu schaffen: worauf Bismarck 
jedoch sehr kühl erwiderte, daß die innern Zustände einen 
Krieg nicht nöthig machten, immerhin dazu beitrügen, ihn 
günstig erscheinen zu lassen. Nachdem dann Goltz die uns 
bekannten Erklärungen Napoleon's (feste Neutralität bei einem
	        
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