284 Schwüle Luft. 1866
Allen diesen Erörterungen gegenüber verharrte als zu-
letzt Abstimmender der Kronprinz auf seinem, schon im Mai
1865 bezeichneten Standpunkte. Der Krieg gegen Osterreich
sei ein Bruderkrieg, und die Einmischung des Auslandes in
denselben gewiß.
Nach Erwägung der vernommenen Voten entschied der
König dahin: der Besitz der Herzogthümer sei eines Kriegs
werth, jedoch solle der Ausbruch desselben nicht übereilt
werden, da eine friedliche Erlangung des Objcctes, wenn
möglich, immer wünschenswerther sei. Die Entscheidung über
Krieg und Frieden werde daher von Österreichs fernerem
Verhalten abhängen, und preußischer Seits zur Zeit nur
diplomatische Einleitungen zu treffen sein, um für den Fall
des Kriegs günstige Chancen zu gewinnen.
Die Schlußworte des Königs waren, er wünsche den
Frieden, sei aber, wenn cs sein müsse, zum Kriege entschlossen,
welchen er, nachdem er Gott gebeten, ihm den rechten Weg
zu zeigen, für einen gerechten halte 7.
Diesen Erwägungen gemäß waren zunächst die Ver-
handlungen mit Frankreich und Italien in die neue Phase
hinüber zu führen. Wohlverstanden, der Beschluß des Conseils
ging nicht dahin, zur Zeit ein Preußen verpflichtendes Schutz-
und Trutzbündniß mit diesen Staaten zu suchen, sondern, wie
im vorigen Jahre zu Gastein, Erkundigung einzuziehen, wie
im Falle eines preußischen Kriegs die beiden Mächte sich
verhalten würden.
Auch der König war der Ansicht, daß die Erwerbung
der Herzogthümer ohne eine Reform des Bundes nicht zu
crreichen, daß also neben die schleswig-holsteinische unmittelbar
1) Nach Moltke's Aufzeichnungen.