Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

288 Schwüle Luft. 1866 
den Marschall Niel zu einem Gutachten über die militärisch 
wünschenswerthen Grenzen Frankreichs aufgefordert: er hat 
darauf die Grenzen von 1814 (Landau und Saarbrücken) 
bezeichnet. Aber die Abneigung des Königs, preußisches oder 
deutsches Gebiet abzutreten, erschwert die Wahl des Objectes 
ungemein. 
So blieb es denn jetzt wie früher bei dem Ergebniß, 
daß die preußische Regierung auf seine wohlwollende Neu- 
tralität, und der König auf seine sympathische Freundschaft 
zählen könne; über ein bestimmtes Compensations-Object ver- 
möge er sich jetzt noch nicht zu äußern, hoffe aber, sich der- 
einst mit dem Könige leicht darüber zu verständigen. Eben 
diese Sätze bildeten dann den Inhalt des Briefes, womit er 
am 7. März das Schreiben des Königs beantwortete. 
Goltz berichtete dazu: ich halte es für einen Gewinn, 
daß der Kaiser durch Hinausschieben der Verhandlung es uns 
erspart, ihn durch Versagung eines Begehrens. schon heute 
zu verletzen; er wird für die Annexion der Herzogthümer 
keine Compensation, bei weiterem Machtzuwachse Preußens 
aber höchst wahrscheinlich die Grenzen von 1814 fordern. 
Darauf erwiderte Bismarck umgehend, nach dem unerschütter- 
lichen Entschlusse des Königs könne niemals von einer Über- 
lassung deutsches Landes die Rede sein; Napoleon sei falsch 
berichtet, wenn er an französische Sympathien in Rheinbayern 
glaube: wie könne er, nachdem er das Hervorheben des 
nationalen Programms durch Preußen als richtig anerkannt, 
uns zumuthen, die Durchführung desselben durch eine Ab- 
tretung deutscher Bevölkerung unmöglich zu machen? Er 
wies den Botschafter an, seinerseits die weitere Berührung 
der Frage zu vermeiden, französische Andeutungen darüber
	        
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