1866 Absicht, Moltke nach Florenz zu senden. 289
aber mit dem Hinweise auf die tödtliche Verletzung des deutschen
Nationalgefühls abzulehnen.
War hienach auf der französischen Seite ein für alle
Fälle sicherer Boden nicht gewonnen, so war doppelt erfreulich
die weitere Meldung des Grafen Goltz, daß Nigra ihm einen
Auftrag Napoleon's mitgetheilt habe, den König Victor Emannel
zu möglichst raschem Abschluß eines Schutz= und Trutzbündnisses
mit Preußen zu ermahnen. Allen preußischen Wünschen er-
öffnete dies gute Aussichten.
Seit dem großen Conseil vom 28. Februar war man in
Berlin mit den Vorbereitungen für Moltke's Sendung nach
Florenz beschäftigt. Ein nationales Bedenken gegen Herein-
ziehung des Auslandes in die deutschen Wirren konnte in
diesem Falle nicht bestehen. Da Österreich zu größerem
Theile Slaven, Magyaren und Venetianer in das Feld führte,
so konnte es sich nicht beschweren, wenn Preußen italienische
Streitkräfte zur Unterstützung heranzog. Vollends entscheidend
war die Betrachtung, daß zwar ein Bündniß mit Frankreich
für die deutschen Gesammtinteressen schwere Gefahren bereitet
hätte, Italien aber schlechterdings nicht in der Lage war, das
außerösterreichische Deutschland zu schädigen. Die letzten Nach-
richten aus Florenz lauteten etwas besser, zeigten etwas mehr
Bereitwilligkeit zu einem Bunde mit Preußen, freilich aber
auch stete Fortdauer des Mißtrauens, Preußen werde das
Bündniß nur zu einem diplomatischen Drucke auf Osterreich
benutzen, und wenn es diesem Schleswig-Holstein abgepreßt
habe, Italien im Stiche lassen. In Berlin hatte man Grund
genug zu einer entsprechenden Besorgniß in entgegengesetzter
Richtung, fand aber im Ubrigen sich in der Lage, die Sorgen
La Marmora's zu beseitigen, und mehr, viel mehr als Holstein
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. IV. 19