294 Abschluß des italienischen Bündnisses. 1866
Bündniß bezeichnete, entschloß sich der Minister, dem Berliner
Cabinet einen Schritt in dieser Richtung entgegen zu thun!).
Er veranlaßte den Grafen Usedom am 4. März zu einem
Telegramm an Bismarck, Italien beabsichtige, wenn es der
preußischen Regierung genehm sei, behufs politischer und
militärischer Verhandlung einen Officier nach Berlin zu
senden. Mit dieser Depesche kreuzte sich ein Telegramm
Bismarck's, der König genehmige eventuelles Bündniß und
militärische Sendung (nämlich Moltke's nach Florenz). Hierin
meinte Usedom die preußische Zustimmung zu La Marmora's
Vorschlag zu finden, und auf seine Mittheilung berief der
Minister den General Govone, einen ebenso kräftigen wie vor-
sichtigen Officier, aus Perugia nach Florenz, um ihm die erforder-
lichen Instructionen für Berlin zu ertheilen. Immerhin er-
klärte Bismarck nach Aufklärung des Sachverhalts umgehend
sein wirkliches Einverständniß mit der Sendung Govone's,
und ließ dies auch durch Goltz dem Comthur Nigra er-
klären 5.
La Marmora begann also die Unterhandlung, nicht um
im Bunde mit Preußen Krieg zu führen, sondern um das
Schreckbild dieses Bundes in Wien als Pression für den
rumänischen Tausch zu verwerthen — bei welcher Gesinnung,
beiläufig bemerkt, es allerdings natürlich war, daß er eine
gleiche auch bei Preußen aus jedem Worte heraus zu fühlen
1) Dies Alles nach Nigra's Bericht vom Juni an den Prinzen
von Carignan. Derselbe gibt die Motive und den Zusammenhang der
ganzen Unterhandlung, während die von La Marmora veröffentlichten
Bruchstücke der Nigra'schen Depeschen aus dem März und April den ent-
scheidenden Punkt im Dunkel lassen.
2:) Dies Alles verschweigt La Marmora in seinem Buch, um den
Schein zu erwecken, als habe Bismarck die Sendung Govone's veranlaßt.