1866 Bismarck's diplomatische Taktik. 299
Neigung Preußens zum Kriege betont hatte, hielt Bismarck
mit Grund das umgekehrte Verfahren für richtig, und setzte
Govone und Barral wiederholt auseinander, daß Preußen
immer noch die Wahl zwischen Krieg und Frieden, zwischen
vollem und bescheidenem Vortheil habe, daß es bei Abweisung
seiner wohlerwogenen Vorschläge ganz sicher den kleinern,
aber gefahrlosen Gewinn einem Kampfe auf Tod und Leben
vorziehen würde. Um sie auf das Eindringlichste davon zu
überzeugen, schilderte er ihnen, wie er persönlich zwar für
die kriegerische Politik sei, mit dieser Ansicht aber in Berlin
sehr vereinzelt stehe, wie namentlich der König stets nur mit
höchstem Widerstreben an den Gedanken eines österreichischen
Kriegs herangehe, so daß, wenn Italien fortfahre, Hindernisse
zu bereiten, es ihm (Bismarck) alle Mittel raube, den König
zum Kriege zu bestimmen; dann könnte es, durch Italiens
Schuld, allerdings zu einem neuen Gastein kommen, bei
welchem Italien das leere Nachsehen hätte. In der That
war der König fest entschlossen, die Leitung der Sache allein
in der eigenen Hand zu behalten, und lieber auf das italic-
nische Bündniß zu verzichten, als sich durch Italien das Ob
und Wann des Kriegs vorschreiben zu lassen.
Indessen traten Ercignisse ein, welche die Gedanken der
italienischen Unterhändler erheblich modificirten.
Zunächst ging das rumänische Project in Rauch auf.
Nachdem Frankreich es den Großmächten mitgetheilt hatte,
sprach der englische Minister ohne Zaudern ein ungünstiges
Urtheil aus. Der Kaiser von Rußland schrieb auf den Rand
der Depesche: unzulässig auf Gefahr eines Kriegs:). Vor
Allem Osterreich antwortete mit einer kurzen und runden
Innelmissible jusqu’à la guerre.