1864 Österreichisches Einlenken zu Italien. 23
einer Hinsicht für Italien verlockend. Denn die Anerkennung
Italiens durch Osterreich hätte mit einem Schlage alle
Hoffnungen der früher in den annectirten Landen herrschen-
den Fürsten getödtet, und dem in seinen Finanzen schwer
belasteten Königreich die Entwaffnung und damit die Her-
stellung des Staatshaushalts und die Mittel der höchst
nöthigen Verwaltungsreform ermöglicht. Dennoch aber er-
klärte nach kurzem Nachdenken La Marmora den Vorschlag
für unannehmbar. Durch den Septembervertrag haben wir,
sagte er, wenigstens scheinbar, uns zum Verzichte auf Rom
bequemt; ein Abkommen mit Osterreich in der vorgeschlagenen
Weise würde dazu den Verzicht auf Venedig gesellen, und
sofort einen solchen Sturm der Entrüstung bei allem Volk
gegen uns entflammen, daß die bevorstehenden Kammerwahlen
den radicalen Parteien eine erdrückende Mehrheit liefern würden.
Auf seine Frage, ob Osterreich bei der Anerkennung sich etwa
zur Räumung Venetiens gegen eine große Geldzahlung ver-
stehen würde, antwortete freilich Drounyn de Lhuys mit be-
stimmter Verneinung. Demnach ließ La Marmora die Sache
um so mehr auf sich beruhen, als seit Ende November der
innere Zwiespalt in Deutschland mit jeder Woche klaffender
zu Tage trat, und für Italien die Hoffnung erweckte, dem-
nächst durch Bedrängniß Osterreichs im Norden die Gelegen-
heit zu einem gefahrlosen Angriff auf Venctien zu gewinnen.