Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

302 Abschluß des italienischen Bündnisses. 1866 
gewöhnlichen Brauch, daß sie nicht successiv in den einzelnen 
Stadttheilen, sondern an demselben Tage für die gesammte 
Mannschaft Statt gefunden hatte, welche dann aber nach dem 
Namensaufruf wieder friedlich nach Hause gegangen war. 
Aber gleich auf die erste Meldung war das Wiener Kriegs- 
ministerium auch seinerseits zum Beginne activer Rüstung 
entschlossen, und erließ am 2. März einen Befehl an sechs 
Reiterregimenter und sechs Batterien, sich marschfertig zu 
machen. Am 7. März wurden darauf unter dem Vorsitze 
des Kaisers die Sitzungen eines sogenannten Marschallrathes 
eröffnet, zu welchem außer den betreffenden Ministern achtzehn 
höhere Generale geladen waren; in diesen Berathungen, welche 
bis zum 13. fortdauerten, wurden die militärische Lage, die 
Gründe für eine Mobilmachung, die eventuelle Aufstellung 
einer Nordarmee gegen Preußen und einer Südarmee gegen 
Italien erwogen!). Graf Mensdorff sprach sich entschieden 
gegen jede Rüstung als voreilig in diesem Zeitpunkt, und 
deshalb für Osterreichs Interessen schädlich, aus, brachte aber 
bei seinen militärischen Hörern nur geringen Eindruck hervor . 
Um so entschiedenere Wirkung hatte dagegen folgende, von 
Herrn von Baoust eiligst nach Wien berichtete Thatsache. 
Bei einem Mittagsessen in der sächsischen Gesandtschaft 
zu Berlin, hatte die Gesandtin, Gräfin Hohenthal, die 
Naivität, den neben ihr sitzenden preußischen Ministerprä- 
sidenten kurzweg zu fragen: Sagen Sie mir doch, Excellenz, 
ist es wirklich wahr, daß Sie Osterreich bekriegen und Sachsen 
erobern wollen? Bismarck erwiderte mit größter Freundlichkeit: 
1) Österreichs Kämpfe I, 70. 
2) Wiederholte Mittheilung Mensdorff's an den preußischen Ge- 
sandten, Ende April und Ansang Mai.
	        
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