Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Preußische Depesche v. 24. März. Militärische Vorkehrungen. 309 
Vorsitz des Königs die Armirung der schlesischen und der 
Elbfestungen, den Pferdeankauf für die Hälfte der preußischen 
Feldartillerie, und die Verstärkung von 75 Bataillonen von 
je 530 auf 685 Mann (die volle Kriegsstärke wäre 1002 
gewesen). Die Erhöhung des Mannschaftsstandes durch diese 
Befehle betrug etwas über 11000 Mann, also fast genau 
so viel, wie die österreichischen Grenzprovinzen durch die 
Dislocation erhalten hatten. Die preußische Maaßregel ent- 
hielt zugleich eine Vermehrung der Gesammtstärke der Armee, 
während die österreichische eine solche erst vorbereitete und 
erleichterte. Andrerseits bedrohte die neue Aufstellung der 
Osterreicher ganz unmittelbar die schlesische Grenze, die preußi- 
schen Vorkehrungen aber bewahrten auf das Strengste den 
defensiven Charakter. Nicht ein Truppentheil war vollständig 
mobilisirt; die Bataillone konnten in Ermanglung eines Er- 
satzes die Festungen nicht verlassen, die Aufstellung auch nur 
einer Division war durch die bisherigen Anordnungen noch 
nicht ausführbar geworden. 
Es konnte nicht fehlen, daß die eben berichteten Ereig- 
nisse auf die beiden italienischen Unterhändler, Barral und 
Govone, einen nachhaltigen Eindruck machten. Denn durch 
jedes derselben wuchs die Wahrscheinlichkeit des Kriegs, und 
verringerte sich also das Bedenken gegen einen Vertrag, 
welcher die Entscheidung über Krieg und Frieden allein in 
Preußens Hand legte. Zwar wollte La Marmora, stets von 
Zweifeln und Argwohn geplagt, immer nur von einer Offen- 
siv= und Defensiv-Allianz mit gleichen Rechten und Pflichten 
beider Parteien hören: Graf Barral aber, welcher Bismarck's 
Entschließung unbeugsam fand und die veränderte Sachlage 
anerkannte, machte am 21. März seinem Minister den
	        
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