1866 Pfordten's Standpunkt. 321
mächte Front zu machen, und erlitt dabei die gründlichste
Niederlage. Dann richtete er sich wieder muthig auf, als
Graf Mensdorff sich dem Bundestag annäherte; bald aber
erfüllten ihn die Schwankungen Osterreichs mit immer
wachsendem Widerwillen gegen diese Macht, und mehr als
einmal lehnte er die Aufforderungen des sächsischen Genossen
ab, ein festes Bündniß der Mittelstaaten gegen die preußischen
Attentate auf die Bahn zu bringen. Er erklärte jetzt, wenn
einmal von dem Rechte Augustenburg's abgesehen werden
müsse, die preußische Annexion der Herzogthümer für die
beste Lösung; Osterreich widerspreche ihr nur, um für sich
selbst einen Gewinn herauszuschlagen, und da es sich inner-
lich schwach und zum Kriege unfähig fühle, schmeichle es
dem Bunde und suche die Mittelstaaten gegen Preußen zu
hetzen; wir aber, sagte er, wären große Thoren, wenn wir
darauf eingingen, denn nur zu bald würde Wien sich mit
Berlin auf unsere Kosten versöhnen und uns sitzen lassen.
Zuweilen aber stiegen doch andere Gedanken in ihm auf,
und schon im Februar 1866 begann er den Krieg zwischen den
beiden Mächten für wahrscheinlich, im März für beinahe un-
vermeidlich zu halten. In diesem Falle aber schien ihm die
Vernichtung des alten Bundesrechts für alle Zeiten gewiß.
Mit dem Bruche zwischen Preußen und Osterreich, schrieb er
nach Dresden, wäre der deutsche Bund zersprengt, und jeder
Staat würde sich zu fragen haben, wie er seine Sicherheit
am besten decke.
Trotz Beust's kräftigem Widerspruche, daß ein rechts-
widriges Benehmen Preußens die übrigen Staaten nicht von
ihren Bundespflichten entbinde, blieb Pfordten bei seinem
Satze, und begann, dem sächsischen Freunde die Grundlinien
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. IV. 21