1866 Englische und französische Kritik. 327
sie schleunig wieder zurückgezogen: jetzt nahm Lord Clarendon
schweren Anstoß an dem allgemeinen Stimmrecht des Antrags,
und fand für diese Kritik die lebhafte Zustimmung des russi-
schen Cabinets, wie sehr auch sonst Kaiser Alexander von
innigem und dankbarem Wohlwollen für Preußen erfüllt war,
und so eben erst in dringender Weise den Kaiser Franz Joseph
zur Einstellung der österreichischen Rüstungen aufgefordert hatte.
Allerdings drückte in Paris Kaiser Napolcon gerade
wegen des allgemeinen Stimmrechts dem Grafen Goltz seine
hohe Freude aus, daß fortan die beiden Länder demselben
politischen Systeme huldigen würden; im Ubrigen aber klang
auch aus Frankreich dem preußischen Vorgehen nichts als
feindseliges Mißtrauen entgegen. Drouyn de Lhuys erkannte
an, daß Deutschland berechtigt sei, seine Verfassung zu ändern;
für den Fall aber, daß daraus eine Schädigung französischer
Interessen entstände, müsse das dortige Cabinet seine Vor-
behalte machen. An der Pariser Börse hatten Preußens
Beschwerden über Osterreichs Rüstungen eine colossale Panik
und schwere Verluste hervorgerufen, und der Zorn darüber
richtete sich nicht gegen Osterreich, welches die Truppen-
märsche befohlen, sondern gegen Preußen, dessen Politik sie
veranlaßt habe. Minister, Finanzherren, Senatoren und Ab-
geordnete bestürmten den Kaiser, dem revolutionären Treiben
Preußens entgegen zu treten, welches durch den Antrag auf
Bundesreform Deutschland mit den schwersten innern Con-
vulsionen, Frankreich aber mit einer nachtheiligen Verschiebung
der europäischen Machtverhältnisse bedrohe.
Dem Manne aber, auf dessen Haupt sich alle diese
Schmähungen und Drohungen häuften, war es, als wäre
nichts geschehen. Seine Feinde jubelten über das Fiasco,