338 Allseitige Rüstung. 1866
ihrer Kriegsscheu unbedingt für den Angegriffenen Partei
nehmen würden: er schlug demnach vor, noch einen letzten
Versuch auf dem Wege der Güte zu machen, und die seit
dem 7. Februar ruhende Verhandlung mit Preußen wieder
aufzunehmen. Schließlich kam man zu der Ansicht, daß beide
Theile unwiderlegliche Gründe hätten; Mensdorff möge also
unterhandeln, Frank militärische Vorkehrungen treffen. Dies
schien um so richtiger, als man leidlich gut über Govone's
Thätigkeit unterrichtet war, und das Herandrohen einer
preußisch-italienischen Allianz Erbitterung und Argwohn in
Wien mehr als jeder andere Umstand gesteigert hatte.
So erließ Graf Mensdorff am 31. März eine Note an
das Berliner Cabinet: man habe vernommen, daß Preußen
(durch sein Rundschreiben vom 24. März) die deutschen Höfe be-
frage, ob sie ihm gegen einen österreichischen Angriff beistehen
würden. Nun, Osterreich erklärte in aller Form, daß den
Absichten Sr. Majestät des Kaisers nach dessen Bundestreue
und persönlicher Freundesgesinnung für den König nichts
serner liege, als ein offensives Auftreten gegen Preußen, und
hoffe, daß das Berliner Cabinet ebenso bestimmt und un-
zweideutig den Verdacht eines beabsichtigten Friedensbruchs
zurückweisen werde.
In Berlin, nahm man diese Betheuerungen etwas zweifelnd
auf, da nach allen Nachrichten die österreichischen Truppen-
märsche nach Norden ununterbrochen fortdauerten:!). Indessen
hatte Bismarck kein Bedenken, in einer Depesche vom 4. April
1) Bericht des preußischen Militärbevollmächtigten Grafen Gröben
in Wien, Meldungen des schlesischen Corpscommandos, Berichte des
preußischen Gesandten in München über die der bayerischen Regierung
zugekommenen Nachrichten.