340 Allseitige Rüstungen. 1866
große militärische Conferenz eine neue Aushebung von
85000 Mann, um daraus neue 80 Bataillone und 32 neue
Jägercompagnien zu bilden . Die Stimmung wurde heißer,
als am 9. April der preußische Antrag auf Bundesreform
erschien, den man als den ersten Schritt zu der preußischen
Hegemonie über Norddeutschland betrachtete. Das Drängen
der Generale wurde eifriger, der diplomatische Widerstand
des Grafen Mensdorff schwächer. Als am 13. April eine
preußische Erwiderung noch nicht angelangt war, wurde
die Armirung der Festungen im Norden befohlen, am 14.
die Einberufung aller Urlauber und Reservisten der Feld-
artillerie und der schleunige Ankauf aller für die Kriegs-
stärke erforderlichen Pferde angeordnet, und am 15. die
Mobilisirungs-Marsch= und Transportpläne für die bevor-
stehende Aufstellung einer Nord= und einer Südarmee an die
Truppentheile versandt. Da in Preußen seit dem 29. März
kein weiterer Schritt zur Mobilmachung erfolgt war, so er-
gaben diese Beschlüsse für die österreichische Armee allerdings
einen erheblichen Vorsprung in den Rüstungen.
Unterdessen hatte die Depesche vom 7. April in Berlin
einen wenig günstigen Eindruck gemacht. In ihrer groben
Fassung, schrieb Bismarck an Werther, mit ihren Entstellungen
und Zweideutigkeiten ist sie, wenn Osterreich wirklich den
Frieden will, ein plumper Fehler. Der russische Gesandte
Oubril sagte, die Depesche sei in einem Tone geschrieben, als
rede der römische Kaiser zum Markgrafen von Brandenburg;
er forderte seinen Wiener Collegen dringend auf, die Zurück-
nahme der Depesche zu erwirken; dies lehnte Mensdorff ab,
) Österreichs Kämpfe I, 72, 88. Zur Ausführung der Ordre
kam es erst drei Wochen später.