Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Vollendung der preußischen Mobilmachung. 359 
Landwehr. Man konnte hoffen, die Ausführung dieser Befehle 
vor dem Schlusse des Monats zu vollenden, also auch jetzt 
noch gleichzeitig mit dem Gegner schlagfertig zu sein. 
Inmitten all dieses kriegerischen Getümmels, welches für 
Preußen die Nähe eines Kampfes um Leben und Tod an- 
kündigte, erlebte Bismarck am 7. Mai, daß ein württemberger 
Republikaner, Namens Cohn, einen Mordversuch gegen ihn 
unternahm, indem er auf der Straße aus nächster Nähe 
mehrere Revolverschüsse auf ihn abgab. Die Rettung erschien 
beinahe wunderbar; auf die eiserne Natur des Ministers 
machte das Ereigniß weiter keinen Eindruck, als daß es ihm 
noch in derselben Stunde den Gedanken zu einem Briefe an 
Kaiser Alexander eingab, über dessen Befürchtung, daß Bis- 
marck's Antrag auf Berufung eines deutschen Parlaments die 
revolutionären Parteien stärken würde. Das Attentat, bemerkte 
jetzt Bismarck, scheine darzuthun, daß von seiner Wirksam- 
keit jene Parteien sich keine große Förderung versprächen. 
Gleichzeitig mit den preußischen Waffnungen entwickelten 
sich dann auch die der Mittelstaaten. In solchen Dingen, 
hatte einst Mensdorff gesagt, treibt immer Einer den Andern. 
Sachsen, zwischen den Landen der beiden Großmächte 
eingeklemmt, machte jetzt aus seinen Rüstungen kein Hehl 
mehr, und rief zugleich am 5. Mai den Bundestag an, von 
Preußen eine beruhigende Erklärung seiner Achtung des 
Bundesfriedens zu begehren. Preußen antwortete darauf 
bei der Abstimmung in Frankfurt am 9. Mai, daß es ledig- 
lich Vorkehrungen zum Schutze seiner seit Wochen bedrohten 
Grenzen getroffen, und seinerseits Beruhigung über die 
gegnerischen Rüstungen vom Bunde zu fordern habe; werde 
ihm diese geweigert, so müsse es fortan den Bund für sich
	        
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