360 Allseitige Rüstung. 1866
nicht als einen Schutz, sondern als eine Gefahr betrachten,
und sich zu voller Actionsfreiheit auf seine Stellung als
europäische Großmacht zurückziehen. Trotz dieser Erklärung
wurde der Antrag mit zehn gegen fünf Stimmen angenommen.
An demselben Tage verfügte König Ludwig von Bayern
die Mobilisirung seiner Armee. Pfordten hatte sich lange
gegen eine solche Maaßregel gesträubt und dafür jeden Tag
heftige Angriffe der von Osterreich gelenkten Allgemeinen
Zeitung und aller bayerischer Localblätter erfahren müssen.
Als dann Preußen das rheinische Armeccorps mobil machte,
meinten darin alle bayerischen Parteien eine unmittelbare
Bedrohung des eigenen Landes zu sehen, und unwiderstehlich
erscholl nun die Forderung der Rüstung gegen diese einge-
bildete Gefahr. Allerdings war, wenn man Krieg führen
wollte, Grund zu eiliger Vorkehrung: denn wie in Hannover
war die Mannschaft vortrefflich, sonst aber die Heerverfassung
in celendem Zustand.
Am 11. Mai folgte Württemberg dem bayerischen Bei-
spiel durch den Befehl zur vollständigen Mobilmachung seines
Armeccorps.
Drei Tage später fand eine neue Conferenz der mittel-
staatlichen Minister in Bamberg Statt. Sachsen, die drei
süddeutschen Staaten, Darmstadt, Nassau und einige Thüringer
waren vertreten. Die Stimmung war jetzt entschieden preußen-
feindlich, in weit höherem Grade als drei Wochen früher in
Augsburg; auch Baron von der Pfordten sah kaum noch
eine Möglichkeit mehr, den Frieden zu erhalten, und war
durch Osterreichs Absicht, die schleswig-holsteinische Sache an
den Bundestag zu bringen, für Wien gewonnen. Ein An-
trag, bei einem Kriege zwischen Osterreich und Preußen neutral