1866 Rüstung der Mittelstaaten. 361
zu bleiben, welchen Baron Edelsheim auf bestimmten Befehl
seines friedliebenden Großherzogs einbringen mußte, gewann
zu innerlicher Freude des Antragstellers nicht Eine Stimme.
Indessen wünschte die Versammlung, nach Außen hin un-
parteiisch und bundescorrect zu erscheinen, und lehnte deshalb
einen durch Osterreich angeregten Vorschlag, von Bundes-
wegen schon jetzt alle, nicht den Großmächten angehörigen
Bundescorps mobil zu machen, ebenfalls ab. Dagegen wurde
beschlossen (nur die Thüringer nahmen an allem Folgenden
keinen Antheil), daß jeder einzelne Staat aus allen Kräften
rüsten, und in Stuttgart eine gemischte Commission von höhern
Officieren zur Leitung des gemeinsamen Werkes zusammen
treten sollte. Man dachte, 160 000 Mann aufzustellen, und
damit Sachsen, Hannover und Kurhessen gegen einen preußi-
schen Friedensbruch zu schützen. Im Kriegsfall würde Nassau
sich dem achten Bundescorps (Württemberg, Baden, Darmstadt)
zugesellen, was freilich im Widerspruche zu der gepriesenen
Bundeskriegsverfassung stand. Man wußte bereits, daß zur
Führung dieses Corps der österreichische General, Prinz
Alexander von Hessen, bestimmt war. Jedoch sollten alle
diese Dinge nur zur Sicherung des Bundesrechts und des
Friedens dienen: zum Zeugniß dieser Gesinnung würde man
beim Bundestage einen Antrag auf allgemeine Entwaffnung
einbringen.
Hienach beschlossen denn auch Darmstadt und Nassau die
Molilisirung ihrer Truppentheile, an demselben Tage, an dem
sie den Antrag auf allgemeine Abrüstung unterzeichneten.
So verwandelte sich ganz Deutschland um die Mitte des
Mai in ein einziges großes Waffenlager. An dem Ausbruch
des Kriegs zweifelte niemand mehr. Alle Geschäfte stockten,