Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Bismarck's versöhnliche Depesche vom 7. Mai. 377 
trauen gegen Preußen zu erwecken. So gedachte Bismarck, 
zwar persönlich und im Stillen bei der Verhandlung guten 
Rath zu ertheilen, zunächst aber jede amtliche Außerung zu 
vermeiden, bis man Gewißheit über den Ernst und die Auf- 
richtigkeit der österreichischen Friedensliebe gewonnen hätte. 
König Wilhelm war in jeder Hinsicht derselben Meinung, 
und so theilte Bismarck dem Baron Werther am 4. Mai 
vertraulich mit, Gablenz werde am 5. wieder in Wien ein- 
treffen; seine Vorschläge enthalten, wenn in einigen Punkten 
modificirt, in andern genauer präcisirt, eine geeignete Basis 
zur Verhandlung: Werther möge sich in diesem Sinne gegen 
den Grafen Mensdorff in Anknüpfung an dessen frühere 
Mittheilungen über Gablenz aussprechen. In diesem Zu- 
sammenhang beschloß Bismarck jetzt auch, eine Antwort auf 
Mensdorff's Depesche über Schleswig-Holstein vom 26. April 
zu geben, in der Form eines vertraulichen Erlasses an Baron 
Werther vom 7. Mai, worin er zwar jede Anrufung oder 
Einmischung des Bundestags als vertrags= und rechtswidrig 
zurückwies, dann aber sich bereit erklärte, falls Osterreich 
über seinen Antheil an der Souveränität in Schleswig-Holstein 
anderweitig verfügen wolle, mit ihm direct darüber zu ver- 
handeln; dann würde die Verständigung um so leichter erreich- 
bar werden, wenn es gelänge, gleichzeitig eine Einigung über 
die von Preußen angebahnte Bundesreform zu erzielen. Sie 
werden leicht erkennen, setzte Bismarck in einem besondern 
Schreiben hinzu, daß ces bei diesem Erlasse meine Absicht 
war, den Weg einer vertraulichen Verständigung im Sinne 
des Entwurfes Gablenz's nicht abzuschneiden; wenn dessen 
Gedanken dort von besonnenen Politikern, wie Graf Mens- 
dorff, ernstlich aufgenommen würden, so wäre es vielleicht
	        
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