Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

388 Letzter Einigungsversuch. 1866 
schönsten Friedensphrasen that Hannover Alles, was ein 
österreichischer Bundesgenosse zu thun verpflichtet war. Genau 
in demselben Sinne beantwortete gleichzeitig Kurhessen die— 
selbe preußische Aufforderung. 
Man wird nicht behaupten können, daß Preußen die 
beiden Regierungen durch trügerisches Spiel in das Verderben 
gelockt hätte. Nichts konnte klarer sein, als die wiederholte 
Erklärung des Kriegsfalls, wenn sie waffneten, und der 
Garantie ihrer Regierung, wenn sie auf Friedensfuß blieben. 
Nach ihrem ablehnenden Bescheide wies dann Bismarck die 
beiden Gesandten an, nicht weiter auf die Sache zurückzu- 
kommen, sondern nur gelegentlich zu erklären, daß Preußen 
annehmen müsse, Hannover so wie Kurhessen fortan unter 
seinen Gegnern zu erblicken, und hienach sich also an keine der 
früher in Aussicht gestellten Verheißungen gebunden erachtc. 
Von ungleich größerer Wichtigkeit aber war der Erlaß, 
durch welchen Graf Mensdorff am 22. Mai die Mittheilung 
nach München sandte: nachdem Preußen am 7. eine gemcin- 
same Behandlung der Fragen der Herzogthümer und der 
Bundesreform empfohlen habe, scheine es ihm nur folge- 
richtig, auch die erstere an dieselbe Stelle zu weisen, wo die 
letztere entschieden werden müsse, an den Bundestag. Die 
geheime Verhandlung mit Preußen, setzte er hinzu, könne ja 
daneben ihren ruhigen Fortgang haben. Er mochte dies 
wünschen, hätte aber voraussehen können, daß es ein unmög- 
licher Gedanke war. Schleswig-Holstein zur Entscheidung des 
Bundestags stellen, war gleichbedeutend mit der Kriegserklä- 
rung gegen Preußen. Seine Collegen gaben sich darüber 
keiner Täuschung hin; man war des Wartens müde, und wollte 
jetzt den Bruch so bald wie möglich. Auch die Nöthe der
	        
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