390 Leyter Einigungsversuch. 1866
behauptet:), daß er dem Kaiser die auch jetzt vorhandene Unzu-
länglichkeit der militärischen Kräfte entwickelt und damit einen
gewissen Eindruck gemacht, daß dann aber Biegeleben, durch
Esterhazy unterstützt, diesen Eindruck beim Kaiser wieder ver-
wischt habe. Genug, als der Kaiser dem Baron Gablenz
hatte eröffnen lassen, daß er dessen Vorschläge dem Mini-
sterium zur Bescheidung übergeben hätte, sagte Graf Mens-
dorff dem Unterhändler, es sei zu spät, das Mißtrauen auf
beiden Seiten sei zu groß für eine unmittelbare Unterhandlung.
Graf Beleredi bemerkte, die innern Schwierigkeiten des Reiches
könnten nur durch einen Krieg beseitigt werden. Graf Larisch
erklärte, daß er für Osterreich binnen drei Monaten eine
preußische Kriegscontribution von 500 Millionen, oder einen
anständigen Bankerott auf Grund des Kriegs bedürfte.
Ohne Zweifel hielten die hier so offenherzigen Herren
den Bruder ihres holsteiner Statthalters für einen durchaus
schwarz-gelben Patrioten. Graf Esterhazy fügte, ohne zu
ahnen, wie prophetisch er rede, den Trost hinzu, nach der
ersten Schlacht werde man mit besseren Aussichten unterhandeln
können. Am 28. Mai schrieb Mensdorff die amtliche Ant-
wort, er bedauere aufrichtig, daß die gegenwärtige Spannung
keine directe Unterhandlung gestatte, und hoffc, daß es beiden
legierungen noch möglich sein würde, Anknüpfungspunkte zu
finden.
Auf den Wunsch des Königs Wilhelm hatte auch der
Großherzog von Weimar einen Vermittlungsversuch gemacht,
durch einen Brief an den Kaiser Franz Joseph vom 22. Mai,
1) Im Wiener Neuen Tageblatt, September 1872, angeblich nach
Aufzeichnungen Mensdorffs. Vgl. Rogge, OÖsterreich von Vilägos 2c.
II. S. 336.