8. Capitel.
GOsterreich und Frankreich.
Kaiser Napoleon war nach der Ablehnung des öster-
reichischen Vorschlags durch Italien und bei dem fortdauern-
den Schweigen Preußens über französische Compensationen
in keiner freudigen Stimmung. Die öffentliche Meinung in
Frankreich forderte von ihm Erhaltung des Friedens und
Bändigung der preußischen Kampflust. Blieb aber Friede in
Deutschland, so blieb auch Venetien unter Österreichs Herr-
schaft, und so schwer ihn Italiens Ablehnung verdrossen hatte,
so drückend lastete die Sorge vor neuen Orsini-Bomben auf
seiner Seele, wenn er Italiens Hoffnungen gründlich täuschte.
Hier bot denn der alte Plan eines großen europäischen Con-
gresses einen erwünschten Ausweg. Auf einem solchen ließ
sich vielleicht durch das vereinte Gewicht der Großmächte be-
wirken, was er bisher durch Preußens Schwert zu erreichen
gehofft hatte, und dann würde der europäische Areopag sich
auch wohl zu einer Ordnung aller schwebenden Streitfragen
herbeilassen, wie sie dem Interesse der übrigen Mächte und
also auch Frankreichs entsprechen könnte. Sein Leben lang
hatte der Kaiser es geliebt, sich in großen und weitschichtigen
Combinationen zu ergehen, von denen jede die andere stützen