Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1866 Eröffnungen des französischen Ministers an Goltz. 395 
den 8. Juli (die Dauer des italienisch-preußischen Bundes) 
hinziehen, und dann gemäß La Marmora's Andeutung Italien 
freie Hand haben, nach Erlangung Venetiens neutral zu 
bleiben. Jedesfalls hätte er durch die Berufung des Con- 
gresses dem französischen Volke sein aufrichtiges Streben zur 
Erhaltung des Friedens dargethan. 
Wenn Bismarck auf Benedetti's erste Anfrage sich zum 
Congresse bereit, aber eine vorausgehende Verständigung mit 
Frankreich und Italien für nothwendig erklärt hatte, so wäre 
eine solche auch dem Kaiser recht angenehm gewesen, voraus- 
gesetzt, daß sie auf Grund des obigen schönen Programms 
erfolgt wäre. Drouyn de Lhuys sondirte darüber den Grafen 
Goltz am 7. Mai. Er bat den Botschafter, die etwas ver- 
brauchte Congreß-Idee nicht gar zu ernst zu nehmen. Jedes- 
falls sei ein Einvernehmen mit Preußen und Italien dem 
Kaiser sehr erwünscht. Also, sagte er dem Grafen, machen 
Sie einen Speisezettel. Goltz meinte darauf, er könne 
Preußens Wünsche angeben, aber die französischen Lieblings- 
gerichte könnten doch nur von Frankreich selbst bezeichnet 
werden. Eben dies, sagte Drouyn de Lhuys, wünschen wir 
zu vermeiden; Frankreich verlangt keine Vergrößerung; wenn 
aber ein Anderer sich vergrößert, muß es ein Aquivalent be- 
gehren; welches, das hat der sich Vergrößernde anzugeben. 
Eine bloße Genugthunng der Eigenliebe würde nicht aus- 
reichen, fuhr er fort, jedoch brauchte es nicht gerade ein Ge- 
winn an Land und Leuten zu sein; es ließe sich ein Mittel- 
ding denken, welches jedem Franzosen als reeller Gewinn er- 
scheinen würde, eine Combination, welche neue Gruppirungen 
bildete, alte, für Frankreich bedenkliche, sprengte, Frankreich 
stärkte, dessen Gegner schwächte. Für einen solchen Vorschlag
	        
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