396 sterreich und Frankreich. 1866
würde ich Ihnen sehr dankbar sein; ich will auch mit dem
Kaiser darüber reden, der in dergleichen Combinationen sehr
fruchtbar ist.
Goltz war naiv genug, bei diesen Reden nicht an den
Rheinbund, sondern an Polen zu denken, erhielt jedoch am
folgenden Tage von Napoleon selbst die Versicherung, daß
er zur Zeit die polnische Frage in Angriff zu nehmen nicht
beabsichtige. Auch von eigenem Landerwerb sehe er ab, so
viel auch in Frankreich von der Rheingrenze die Rede sei; er
wünsche Frieden, und deshalb den großen Congreß, welcher die
drei Streitfragen: Venctien, Schleswig-Holstein und die deutsche
Bundesreform, behandeln, und sie alle im Sinne Italiens und
Preußens zu lösen suchen würde. Für das Alles verlange er
für Frankreich gar nichts. Goltz freute sich sehr ob dieser
Uneigennützigkeit, mußte es aber doch bedenklich finden, daß
die deutsche Bundesreform unter europäische Curatel gestellt
werden sollte, und deutete ehrerbietig an, daß dies in Deutsch-
land sehr böses Blut machen würde. Napoleon ging leicht
darüber hinweg, mit der Bemerkung, daß die deutsche Bundes-
acte ja zu den europäischen Verträgen von 1815 gehöre, also
ohne Zustimmung der damaligen Signatärmächte nicht ab-
geschafft oder wesentlich geändert werden könnte. Als Goltz
sich nach der Entschädigung erkundigte, welche Osterreich für
die Abtretung Venetiens erhalten sollte, sagte der Kaiser, das
sei ein schwieriger Punkt; Osterreich lehne Rumänien ab, und
verlange Schlesien, worauf man natürlich nicht eingehen
könne; es werde wohl nichts übrig bleiben, als ihm Bosnien
zu überweisen.
Auf den Bericht über diese Gespräche antwortete Bis-
marck mit dem Befehle, in dem Bestreben auf eine dem Con-