400 Csterreich und Frankreich. 1866
verständigen, und dann anstatt Frankreichs im ganzen Oriente
als Beschützer der römischen Katholiken auftreten.
So lenkten die Gedanken der französischen Regierung
mehr und mehr auf das Geleise der Wiener Politik hinüber.
Daß man in Österreich sehr bestimmt gesonnen war, im
Kriegsfalle mit Italiens Selbständigkeit ebenso gründlich wie
mit der preußischen aufzuräumen, versteht sich von selbst:
auch hatte man ja nach dieser Seite ungleich bessere Gründe
zum Zorne, als gegen Preußen. Denn mochte man von
Bismarck's weitern Plänen noch so viel Schlimmes besorgen,
so hatte bisher Preußen nicht einen Buchstaben der bestehen-
den Verträge verletzt, während Italien seit 1859 trotz aller
Verträge um sich gegriffen, und hundert Male den Angriff
auf den letzten Rest der österreichischen Besitzungen im Süden
der Alpen offen angekündigt hatte. Wenn Osterreich jetzt
siegte, würde es sich sicherlich nicht auf die Vertheidigung
Venctiens beschränken. Der preußische Gesandte in Rom,
Graf Harry Arnim, meldete bald nachher seiner Regierung,
dem Cardinal-Staatssecretär Antonelli seien durch Drouyn
de Lhuys fortlaufend Mittheilungen über die zwischen Paris
und Wien schwebenden Unterhandlungen zugegangen, und
ebenso sei er über die Absicht des Wiener Cabinets unter-
richtet worden, zwar Frankreichs Werk von 1859, die Ver-
einigung der Lombardei mit Piemont, zu respectiren, und
dazu noch Venctien aufzuopfern, im Ubrigen aber auf die
Bestimmungen des Züricher Friedens zurückzugehen, und
jedesfalls dem Papste die Legationen und die Marken wieder
zu verschaffen, also den alten Kirchenstaat herzustellen, und
damit das piemontesische Oberitalien vollständig von Neapel
zu trennen, ganz so, wie dies Dronyn de Lhuys noch 1863