1866 Napoleon's Eröffnungen nach Wien. 107
Bündnisses hinaus zu schieben: jedesfalls zeigte er keine
schwere Bekümmerniß über die Vereitlung des Congresses.
Nach telegraphischer Zustimmung Englands und Rußlands
erklärte er am 3. Juni, daß der Plan in Folge der Wiener
Antwort aufgegeben sei, und sagte dem Grafen Goltz, OÖster-
reich allein trage jetzt die Verantwortung für den Krieg, und
somit sei für Preußen die wohlwollende Neutralität Frank-
reichs gesichert. Zugleich aber ging an die Pariser Zeitungen
die Weisung, sich aller feindseligen Angriffe gegen Osterreich
zu enthalten, und am 4. Juni trat der Kaiser mit Drouyn
de Lhuys und Gramont zur Feststellung der Instructionen
zusammen, mit welchen an demselben Abend der Botschafter
nach Wien zurückreiste. Nach wie vor hielt man in Paris
unter den beiden streitenden Mächten Österreich für die be-
deutend überlegene; Preußen würde, vollends, wenn Jtalien
nach Erlangung Venetiens vom Kampfe zurücktrete, den
Kürzeren ziehen und bald gezwungen sein, Frankreichs Schutz
zu erbitten und zu bezahlen; um so wünschenswerther sei es
aber, im Voraus sich von Osterreich Sicherheit gegen jeden
Mißbrauch seiner Siege zu verschaffen, und Frankreichs Ein-
fluß bei der künftigen Gestaltung Deutschlands und Italiens
in möglichst weitem Maaße zur Anerkennung zu bringen.
Demnach hatte Gramont dem österreichischen Minister
einen sehr einfachen, aber sehr inhaltreichen Vorschlag zu
machen. #l Frankreich wollte sich zu vollständiger Neutralität
in dem bevorstehenden Kriege verpflichten und verhieß, Alles
zu thun, um Italien zu der gleichen Haltung zu bestimmen.
Dafür würde Österreich dem Kaiser Venctien zur Verfügung
stellen, dann, wie auch die Ergebnisse des Kriegs sich ge-
stalteten, die Weitercession des Landes an Italien genehmigen,