1866 Preußen weigert deutsche Landabtretung an Frankreich. 413
Berlin auf Erfüllung des französischen Wunsches. Er
will essen, sagte Victor Emanuel dem Grafen Usedom; gebt
ihm etwas, aber nicht viel; erklärt ihm dann sehr bestimmt,
mehr bekäme er nicht, und er wird zufrieden sein. Am
2. Juni machte General Govone dem preußischen Minister-
präsidenten seinen Abschiedsbesuch; Bismarck empfing ihn im
Parke des auswärtigen Amts und ging in einer Lindenallee
eine Stunde lang mit ihm auf und nieder. Beide Männer
waren zweifelhaft über Napoleon's letzte Entschließungen, und
Bismarck fragte den Gencral, ob Preußen bei seinem Bünd-
nisse mit Italien auf dessen Hülfe auch gegen Frankreich
würde rechnen können. Govone verneinte sofort und eifrig,
und bat den Minister, niemals eine solche Frage cinem andern
italienischen Staatsmann, z. B. dem Grafen Barral, zu stellen:
der sei Piemontese und ausgesprochener Bonapartist; er sowohl
als La Marmora selbst würden sofort die Frage zu Napo-
leon's Kenntniß bringen und sich Verhaltungsbefehle erbitten.
In diesem Zusammenhange kam dann Govone seinerseits zu
der Frage, ob es denn gar nicht möglich sei, Preußens Ver-
hältniß zu Frankreich durch Bewilligung eines guten Trink-
geldes ein für alle Mal festzustellen. Ich dachte, hat Bis-
marck später erzählt, an den Wucherer bei Sheridan, der
seinem geplagten Schuldner darlegt, wie gerne er ihm Aus-
stand und Nachlaß bewilligte, leider aber würde er selbst von
cinem unerbittlichen Gläubiger gedrängt, der ihm jede Frei-
gebigkeit unmöglich mache: und so antwortete ich Govone,
wenn es allein von mir abhinge, so würde ich vielleicht um
des guten Zweckes willen etwas Landesverrath treiben, und
da ich viel mehr Preuße als Deutscher sei, irgend ein Stück
rheinisches Landes südlich der Mosel an Frankreich abtreten.