Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

414 Österreich und Frankreich. 1866 
Aber es gehe eben nicht, der König erlaube mir das nicht, 
und sollte es sich vollends um das ganze linke Rheinufer, 
um Mainz, Coblenz, Cöln handeln, so würde auch ich dem 
Könige rathen, lieber sich mit Osterreich über Schleswig- 
Holstein zu verständigen und vieles Anderc aufzugeben. 
In ähnlichem Sinne redete Bismarck am folgenden Tage 
mit Benedetti, als dieser ihn darauf aufmerksam machte, daß 
die deutsche Bundesreform Frankreich möglicher Weise zu 
Gegenforderungen veranlassen könnte. Der König denke, 
wenn Frankreich sich erweitern wolle, möge es auf Länder 
nicht der deutschen, sondern der französischen Zunge blicken. 
Vielleicht würde er, Bismarck, den König zur Abtretung von 
Trier bestimmen können, womit Napoleon dann Luxemburg 
vereinigen möge; aber auch er würde niemals einer Forderung 
von Mainz, Bonn oder Cöln zustimmen. 
Mit so unsicheren und beschränkten Außerungen war 
aber der französischen Regierung nicht gedient, und noch 
weniger ergab sich eine Ubereinstimmung der Ansichten, als 
Bismarck dem Grafen Benedetti am 6. Juni den Plan der 
Bundesreform in seiner letzten Fassung vorlegte, um ihn zu 
überzeugen, daß durch denselben kein französisches Interesse 
verletzt würde. Es waren die uns bekannten Sätze, nur 
jetzt an der Spitze derselben die ausdrückliche Erklärung, daß 
der deutsche Bund aus seinen bisherigen Mitgliedern, mit 
Ausnahme Osterreichs und der Niederlande, bestehen würde. 
Dies ergab zu Napoleon's Wiener Vorschlägen, wie zu seinen 
cigenen deutschen Plänen einen unauflöslichen Widerspruch. 
Wozu also, mochte Napoleon sich fragen, noch eine 
Unterhandlung mit einem Hofe versuchen, der von solchen 
Absichten und Gesinnungen erfüllt war? Bei den ersten
	        
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