422 Die Kriegserklärung. 1866
Inhalt; der König, im Wunsche, den Frieden so lange als
möglich zu erhalten, habe noch im Mai bereitwillig einen
Vorschlag zu directer Verständigung von unparteiischer Seite
entgegen genommen; der Versuch aber sei in Wien gescheitert,
und aus authentischer Quelle seien dem Könige Auslassungen
kaiserlicher Minister mitgetheilt worden, daß dieselben den
Krieg um jeden Preis begehrten, theils in der Hoffnung auf
Erfolge im Felde, theils, um über innere Schwierigkeiten hin-
weg zu kommen, ja selbst mit der ausgesprochenen Absicht,
den österreichischen Finanzen durch preußische Contributionen
oder durch einen ehrenvollen Bankerott Hülfe zu verschaffen.
Am 5. Juni druckte, diesen Erlaß ergänzend, der preußische
Staatsanzeiger den Artikel des Vertrags vom 16. Januar 1864
ab, worin die beiden Mächte sich zugesagt hatten, Schleswig-
Holsteins Zukunft nur in gemeinsamem Einverständniß (also
ohne Zuziehung des Bundestags), zu ordnen.
Es folgte den 9. Juni am Bundestage eine ausführ-
liche preußische Entgegnung auf den österreichischen Antrag
vom 1. d. Mts. Es sei nicht anzunehmen, daß das Motiv
zu dem Bruche der Verträge von Wien und Gastein in der
Überzeugung der kaiserlichen Regierung von einem ursprüng-
lichen Rechte des deutschen Bundes zur alleinigen Entscheidung
dieser Angelegenheit liege. Mit Schleswig habe der Bund
überhaupt nichts zu schaffen; aber auch in Bezug auf Hol-
stein fehle es immer noch an einer Begründung und Be-
grenzung der Bundescompetenz. Österreich und Preußen
hätten eine solche am 11. Februar 1864 gefordert; OÖster-
reich selbst seine Bedenken und Zweifel schon am 10. Ja-
nuar 1864 der bayerischen Regierung in höchst bestimmtem
Ausdruck dargelegt; seitdem habe die Sachlage keine Ande-