426 Die Kriegserklärung. 1866
lege ihn also seinen Bundesgenossen unmittelbar vor, und
bitte, zu erwägen, ob sie, wenn der bisherige Bund in Folge
kriegerischer Ereignisse sich lösen sollte, einem neuen Bunde auf
der Grundlage dieses Entwurfes beizutreten geneigt sein würden.
Hier war denn das Bild des neuen Deutschland dem
drohenden Grollen des alten Bundestags gegenüber gestellt,
und in welcher Stimmung seine Schöpfer, inmitten der immer
schwärzer heraufziehenden Kriegsgefahr, im Bewußtsein ihrer
Kraft und ihrer guten Sache damit vor die Nation traten,
mögen uns folgende Sätze aus einem Briefe Bismarck's an
den Herzog Ernst von Coburg-Gotha vom 9. Juni an—
schaulich machen.
„Die in dem Entwurfe enthaltenen Vorschläge sind nach
keiner Seite hin erschöpfend, sondern das Resultat der Rück—
sicht auf die verschiedenen Einflüsse, mit denen compromittirt
werden muß, intra muros et extra. Können wir sie aber
zur Wirklichkeit bringen, so ist damit immer ein gutes Stück
der Aufgabe, das historische Grenznetz, welches Deutschland
durchzieht, unschädlich zu machen, erreicht, und es ist unbillig,
zu verlangen, daß Eine Generation oder sogar Ein Mann,
sei es auch mein Allergnädigster Herr, an Einem Tage gut
machen soll, was Generationen unserer Vorfahren Jahr-
hunderte hindurch verpfuscht haben. Erreichen wir jetzt, was
in der Anlage feststeht, oder Besseres, so mögen unsere Kinder
und Enkel den Block handlicher ausdrechseln und poliren.
„Ich habe die Skizze zunächst Baron Pfordten mit-
getheilt; er scheint mit allem Wesentlichen einverstanden, nur
nicht mit Artikel I, weil er meint, daß Bayerns Interesse
Osterreichs Verbleiben auch im engern Bunde fordere. Ich
habe ihm mit der Frage geantwortet, ob und wie er glaubt,