428 Die Kriegserklärung. 1866
verrichten genöthigt wird!), sondern frische Lorbeeren im Bunde
mit dem lebenden suchen darf.“
Als Bismarck diese muthigen Worte niederschrieb, hatte
er bereits vor Augen, wie der nationale Gedanke, sich immer
kräftiger zur Klarheit durchdringend, weite und weitere Kreise
des deutschen Volkes entzündete. Die Kammern in Darm-
stadt und Nassau versagten ihren Ministern die Geldbewilligung
für die Mobilmachung; in Cassel war im Voraus eine er-
drückende Mehrheit der Stände gegen jede Abweichung von
der absoluten Neutralität gesichert; in Hannover nahm die
zweite Kammer einen dringenden Antrag Rudolf von Ben-
nigsen's in gleichem Sinne an. Die Bürger von Leipzig und
die Fabrikarbeiter von Glauchau baten ihre Regierung, sich
nicht von Preußen zu trennen; die Mehrzahl der Weimarer
Abgcordncten erklärte, daß die preußische Bundesreform das
Heil des Vaterlandes in sich schließe. Nur im Südwesten
walteten noch andere Stimmungen vor. Dynastischer und
radicaler Particularismus hielt in Württemberg Regierung
und Landtag bei dem schwarz-gelben Banner fest. Auch in
Bayern war die Mehrheit des Landtags und des Volkes von
entschiedenem Preußenhaß erfüllt. Der König und seine
Minister theilten diese Leidenschaft nicht, aber auch Pfordten
erklärte der Kammer, daß in dem bevorstehenden Kampfe
neutral zu bleiben, unerlaubt sei, und jedermann wußte, in
welchem Lager Bayern zu finden sein würde. Am 10. Juni
ging General von der Tann hinüber zu Benedek nach Olmütz,
um den gemeinsamen Kriegsplan zu verabreden, wobei dann
freilich Pfordten dem Prinzen Reuß erklärte, dies bedeute
1) Ein Bundestagsbeschluß hatte so eben die Coburger Truppen
nach Nastadt befehligt.