Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

430 Die Kriegserklärung. 1866 
audern Grunde Krieg beginnen, so bliebe es gewiß ganz 
isolirt; kommt es zum Kriege um der Herzothümer willen, 
so, glaube ich wenigstens, wird Preußen isolirt bleiben. Gott 
ist mein Zeuge, daß mich weder Abneigung gegen Preußen, 
noch Sympathie mit Osterreich leitet. Als Deutscher bitte 
und beschwöre ich Sie, gehen Sie nochmals ernstlich mit Ihrer 
starken Seele zu Rathe, ehe das entscheidende Wort gesprochen 
wird, dessen Folgen unberechenbar sind.“ 
Aber an demselben Tage ssprach, über diese Ansichten 
sattsam unterrichtet, Osterreich nicht wegen der Bundesreform, 
sondern wegen der Ereignisse in den Herzogthümern das 
entscheidende Wort. 
Schon seit dem Beginne der österreichischen Rüstungen 
hatte die preußische Regierung Maaßregeln zur Sicherung 
ihrer vorgeschobenen Posten in Schleswig, so wie in den 
Bundesstädten Mainz, Rastadt und Frankfurt vorbereitet. 
Der Sorge für die letztern wurde sie jedoch Anfang Juni 
durch einen von Bayern im Einverständniß mit Preußen 
beantragten Bundesbeschluß überhoben, nach welchem OÖster- 
reicher und Prcußen jene Städte verließen, und dafür Bayern, 
Badenser und Thüringer einrücken sollten. Um so sorgsamer 
erwog man die Lage und Aufgabe Manteuffel's mit seinen 
16000 Streitern in Schleswig. Die holsteinischen Vereine 
hatten wiederholte Resolutionen auf schleunige Bildung und 
Waffnung des holsteiner Bundescontingents an General 
Gablenz gebracht und noch häufiger von der Entrüstung 
und dem Opfermuthe des holsteinischen Volkes in ihren 
Zeitungen gesprochen, und Bismarck war deshalb der Ansicht, 
daß Manteuffel zwar stark genug sei, um jeden solchen Versuch 
auf der Stelle niederzuschlagen, daß es aber in Preußens
	        
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