432 Die Kriegserklärung. 1866
völlig ungestört bleiben. Morgen am 7. würden also preußische
Truppen in solche holsteiner Orte einrücken, welche nicht schon
mit Osterreichern belegt wären.
Man konnte nicht freundschaftlicher reden, indessen gab
Gablenz doch auf der Stelle seinen 4800 Mann Befehl,
nebst den Mitgliedern der Landesregierung zu Kiel schleunigst
an die Südgrenze des Landes, nach Altona, abzuziehen, wohin
ihnen dann auch der Erbprinz Friedrich von Augustenburg
ohne Säumen folgte. An Manteuffel aber sandte der Statt-
halter einen kräftigen Protest gegen die angekündigte Gewalt-
that, die Besetzung Holsteins trotz des Gasteiner Vertrags,
und hielt die Einberufung der Stände aufrecht. Manteuffel
beklagte diese verkehrte Auffassung, welche für ihn zur Wah-
rung der Rechte seines Königs weitere Maaßregeln unum-
gänglich mache. Ich bin genöthigt, sagte er in einer öffent-
lichen Verkündigung aus Rendsburg vom 10. Juni, die
Regierungsgewalt auch in Holstein in die Hand zu nehmen.
Er belobte die ruhige Haltung des Volkes und sprach die
Hoffnung aus, daß die Fortdauer derselben ihn nicht zu
Ausnahme-Maaßregeln veranlassen würde. Immerhin ver-
fügte er die Auflösung der politischen Vereine und die Unter-
drückung aller ohne Concession erscheinenden Zeitungen. An
die Stelle der holsteiner Landesregierung trat als preußi-
scher Oberpräsident Baron Carl Scheel--Plessen. Itzehoe war
bereits militärisch besetzt; der österreichische Landtagscommissar
wurde nach Rendsburg internirt, eine Sitzung der Abgeordneten
nicht zugelassen. Von allen Seiten näherten sich die preußi-
schen Colonnenspitzen der Stadt Altona; Gablenz, von einer
dreifachen Ubermacht umringt, dabei auf der Elbe durch die
preußischen Kanonenboote bedroht, entschloß sich rasch, führte