1866 Bismarck's Denkschrift über die ersten militär. Operationen. 439
graphische, von den Gesandten ihnen zukommende Nachricht
über den Ausfall der Antwort sogleich einrücken zu können.
„Im Herzogthum Nassau, welches von Wetzlar und
Coblenz aus angefaßt werden kann, würde mit der Occupation
des Landes sofort die Einsetzung einer Verwaltung im Namen
Preußens, wo möglich durch einen Landes-Eingeborenen, und
die Berufung der Stände behufs Anerkennung dieser Ver-
waltung zu verbinden sein.
„In Kurhessen würde der Königliche Gesandte dem Kur-
fürsten für den Fall der Bejahung neben der Zusicherung
der Integrität seines Landes eine bestimmte Aussicht auf die
hessen -darmstädtischen Territorien nördlich des Maines er-
öffnen, für den Fall der Verneinung dagegen mit Absetzung
drohen, und mit dem Einrücken preußischer Truppen würde
die Proclamation des Prinzen Friedrich Wilhelm von Hessen
als Regenten sich verbinden!).
„Für Hannover würde die Erhaltung der Souveränität
und Integrität ebenfalls an die Bedingung der Annahme des
Reformprojccts und sofortiger Entlassung der Truppen ge-
knüpft werden, mit der Ablehnung würde das Schicksal des
Landes vom Kriegsglück abhängig werden. Die Weisungen
an die Militärbehörden müßten so combinirt sein, daß der
Stoß gleichzeitig von Minden und durch General von Man-
teuffel von der Elbe her erfolgte. Nach der Besitznahme
würden die hannover'schen Truppen nach Abgabe der Waffen
in die Heimath entlassen, die Verwaltung des Landes von
Preußen übernommen.
1) Dies wurde nach wenigen Tagen aufsgegeben, da der Prinz bei
einem Gespräche mit Biemarck am 14. Juni sich völlig feindselig zeigte
und zum Schluß auf den Beistand von 800000 Esterreichern pochte.