Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

442 Die Kriegserklärung. 1866 
Antrag durch Streichung der Motive und des Artikels 4 
(Ernennung des Bundesfeldherrn) die Spitze abzubrechen, und 
gewann dafür auch die Zustimmung Kurhessens. Hier war 
der alte Kurfürst in seinem Arger über die preußische Bundes- 
reform durch Gemahlin und Kinder mehr und mehr auf 
Osterreichs Seite hinübergezogen worden; das Ministerium 
war einflußlos und nicht völlig einig, und nahm also Platen's 
Antrag an. In grausamer Unschlüssigkeit befand sich der 
Großherzog von Baden, preußisch gesinnt, Freund der Bundes- 
reform, vor Allem auf Frieden bedacht, aber ohne Unter- 
stützung durch sein Ministerium, bedroht durch die feindliche 
Aufregung seines Volkes, und durch Edelsheim mit Nachrichten 
heimgesucht, daß er bei Parteinahme für Preußen die alten 
Ansprüche Osterreichs auf den Breisgau und jene Bayerns auf 
Heidelberg und die badische Pfalz wieder aufleben sehen würde. 
So kam der 14. Juni, und mit ihm die entscheidende 
Sitzung des Bundestags heran, und da dieselbe zugleich der 
Abschluß einer trüben Vergangenheit und die Verkündung 
einer bessern Zukunft war, dürfen wir uns alle Einzelheiten 
des Verlaufs vergegenwärtigen. Der Präsidialgesandte, Baron 
Kübeck, eröffnete die Verhandlung mit geschäftlichen Mit- 
theilungen, darunter einem kurzen Rechnungsbericht über die 
Monumenta Germaniae historica, und brachte darauf den 
österreichischen Antrag, der in seiner Weise auch ein Monu- 
ment deutscher Geschichte werden sollte, zur Abstimmung. Da die 
holsteiner Stimme ruhte, war die Zahl der Stimmen sechzehn, 
die zur Beschlußfassung erforderliche Mehrheit neun. Obgleich 
niemand über den Ausgang Zweifel haben konnte, war doch 
die Spannung, womit die hohe Versammlung die einzelnen 
Außerungen vernahm, außerordentlich. ÖOsterreich begann mit
	        
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