Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1864 Esterreich vermittelt. 39 
Ganz so böse, wie Mensdorff es hier meinte, waren die 
Berliner Freunde nun doch nicht. Bismarck's Politik war 
fest wie Stahl, aber ebenso elastisch; gründlich entschlossen, 
den Mittelstaaten jede Einmischung in preußische Angelegen- 
heiten zu verbieten, hatte er noch immer den lebhaften Wunsch, 
mit Osterreich auf gutem Fuße zu bleiben, und war bereit, 
wenn schließlich in der Sache das Rechte geschah, sich Sster- 
reichs Geschäftsform gefallen zu lassen. Auf Werther's Tele- 
gramm über jene Außerungen Mensdorff's antwortete er um- 
gehend am 27. November in einläßlicher Weise, und als dann 
Werther am 29. meldete, der kaiserliche Bundestagsgesandte 
habe Befehl, die Abberufung der Executionstruppen aus Hol- 
stein zu beantragen, erhielt der preußische College desselben, 
Herr von Savigny, sofort die Weisung, gemeinsam mit Oster= 
reich vorzugehen. Zu Savigny's persönlicher Orientirung 
fügte Bismarck übrigens hinzu, daß Preußen drei Tage lang 
auf die Fertigstellung des Beschlusses warten, bei längerer 
Verzögerung desselben aber durch seine eigenen Streitkräfte 
die Entfernung der Bundestruppen aus Holstein erzwingen 
werde. Natürlich unterließ Savigny nicht, diese interessante 
Notiz bei seinen Collegen im Hinblick auf die demnächstige 
Abstimmung bestens zu verwerthen. Der gemeinsame Antrag 
der beiden Mächte wurde dann am 1. December officiell ein- 
gebracht. 
In Wien hatte man sich zu dieser Wendung herbei- 
gelassen, empfand sie aber mit schwer gereizten Gefühlen. 
Wenn der Antrag, wie man nicht bezweifelte, angenommen 
wurde, so hatte der diplomatische Feldzug für Augustenburg 
gleich beim ersten Schritte eine arge Schlappe erlitten. Die 
Sache wurde nicht versüßt durch das Bewußtsein, daß man
	        
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