1865 Redaction der preußischen Forderungen. 53
erfolgen dürfe. Über die nähere Ausarbeitung dieser Artikel
nebst den dazu gehörigen Erläuterungen und Denkschriften
verging darauf noch der Januar und ein erheblicher Theil
des Februars 1865.
Unterdessen wuchs draußen die Ungeduld an allen Enden.
Herr von Beust stand in lebhafter Correspondenz mit Herrn
von der Pfordten, und drängte diesen, an der Spitze der
Mittelstaaten mit einem Antrage am Bunde vorzugehen.
Pfordten war durchaus nicht abgeneigt, fragte aber doch zu-
nächst bei Osterreich an, und erhielt hier Anfang Januar die
Antwort, daß zur Zeit die Verhandlung mit Preußen noch
schwebe und durch ein Eingreifen des Bundestags eher gestört
als gefördert werden könnte; Bayern möge also die Bestim-
mung des richtigen Zeitpunktes um so vertrauensvoller dem
Wiener Cabinet überlassen, als ja beide Regierungen über
das Ziel ihrer Bestrebungen vollkommen einig seien. Pfordten
beklagte, daß dieses Ziel von Osterreich nicht etwas genauer
bezeichnet würde: gingen doch auch in den übrigen deutschen
Staaten die Meinungen darüber bunt genug durch einander.
Hannover verwarf vor allen Dingen die Einsetzung Augusten-
burg's, weil dieser für Schleswig-Holstein die demokratische
Verfassung von 1848 anerkannt hätte und ohne Zweifel eine
gewisse Oberhoheit Preußens erdulden würde; da sei die ein-
fache preußische Annexion sehr viel besser. Kurhessen hatte
von jeher diese Annexion für die einzig verständige Lösung
erklärt. Oldenburg hielt die eigene Candidatur formell noch
aufrecht, hatte aber geringe Hoffnung auf Erfolg, und erklärte
sich für den Fall ihres Fehlschlagens dann wie Hannover.
Gerade entgegengesetzt begehrten Sachsen, Darmstadt und eine
Anzahl der Kleineren mit principieller Festigkeit die Einsetzung