56 Die preußischen Februar-Forderungen. 1865
für ihn nichts möglich war. Sein letztes Wort war und
blieb bei jeder solchen Discussion: erledigen wir die schleswig-
holsteinische Sache, dann wird es auch keine lästigen Zeitungs-
artikel mehr geben. Wann kommen endlich euere Bedingungen,
fragte er am 12. Januar, der Kaiser beginnt ungeduldig zu
werden. Am 19. sprach Franz Joseph selbst dem Gesandten
den dringenden Wunsch auf baldige Lösung der Frage aus
und bat um rasche Erklärung. Dies bestimmte Bismarck,
am 26. Januar eine vorläufige Außerung nach Wien zu er-
lassen, worin er noch einmal hervorhob, daß der am 28. Mai
1864 in der Londoner Conferenz zu Gunsten Augustenburg's
gestellte Antrag überall keine Anerkennung der Augustenburger
Rechtstitel enthalten habe, sondern lediglich ein politischer
Friedensvorschlag an die Großmächte gewesen sei, der mit
der Ablehnung durch dieselben jede Bedeutung verloren habe.
Hinsichtlich der Annexion der Herzogthümer bemerkte er, daß
Preußen das Gleichgewicht mit Osterreich durchaus respectire,
es aber nicht in dem ängstlichen Abwägen der beiderseitigen
Bevölkerungsziffer innerhalb des deutschen Bundes finde,
sondern in dem Entschlusse zu festem Zusammenhalten für
eine kräftige gemeinsame Politik. Zugleich erhielt Werther
den Auftrag, Mensdorff darauf hinzuweisen, daß Preußen in
einem so heftigen Mahnen und Drängen zu einer, in der Sache
nicht begründeten Eile nur das Übergewicht eines preußenfeind-
lichen Einflusses in Wien erkennen könne. Natürlich half das
nicht viel; wenige Tage später erklärte der Kaiser dem Ge-
sandten, er sei desperat über das lange Hinziehen der Sache,
und Mensdorff schrieb nach Berlin, er könne die Mittelstaaten
nicht länger mehr von scharfen Schritten gegen Preußen
zurückhalten. Wieder wurde Karolyi zu gründlicher Berathung