Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

1865 Gespräch Bismarck's mit Karolyi. 57 
nach Wien berufen, und meldete sich dann unmittelbar nach 
seiner Rückkehr am 8. Februar bei Bismarck zu einer umfassen- 
den Besprechung des ganzen Problems. Der Minister war 
sehr bereit, ihm seine Herzensmeinung auf das Gründlichste 
vorzulegen. 
Graf Karolyi begann mit einer Verlesung seiner In- 
struction, wo der Ausdruck vorkam, Preußens Absicht scheine 
auf Verschleppung der Angelegenheit zu gehen. Bismarck 
unterbrach ihn sofort. Es zeige dies, wie falsch man in 
Wien die Lage auffasse. Osterreich mache uns Vorwürfe, 
während wir Concessionen machten. 
Concessionen? fragte Karolyi. Wie so? Es sei ja schon 
eine Concession, erläuterte Bismarck, daß wir überhaupt über 
eine Veränderung des Status duo unterhandelten, der für 
uns besser sei, als Alles, was uns Osterreich bisher angeboten 
habe. Wir könnten erwarten, daß Osterreich uns annehmbare 
Vorschläge machte über das, was an die Stelle dieses Status 
duo zu setzen sei. Die Annexion sei etwas Annehmbares, 
aber Osterreich schließe sie ja aus. 
Aber, warf Karolyi ein, dies Provisorium kann doch 
nicht ewig dauern; endlich muß doch einmal ein Definitivum 
eintreten. Warum? fragte Bismarck zurück. Weshalb könnte 
unser gemeinsamer Besitz nicht selbst dies Definitivum sein? 
Übrigens beruhigen Sie sich, setzte er hinzu, als Karolyi bei 
diesen Worten auffuhr; wir halten unser Wort; wir werden 
unsere Bedingungen vorlegen. Aber wir bleiben dabei: es 
ist das eine Concession, und wir lassen uns keine Vorwürfe 
machen, wenn wir es nicht augenblicklich thun. Sehen Sie, 
fuhr er mit guter Laune fort, wir stehen da vor der Frage 
der Herzogthümer, wie zwei Gäste, die ein treffliches Gericht
	        
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