1865 Gespräch Bismarck's mit Karolyi. 59
Bunde gegeben sein, den wir nicht scheuen, den Ihr selbst
aber so dringend zu vermeiden wünscht. Wir würden dabei
unser ganzes Volk in Waffen hinter uns haben; möge man
sich hüten, die Sache auf diese Spitze zu treiben.
Aber mein Gott, rief Karolyi, der König von Bayern
ist ein souveräner Herr, wir haben keine Mittel, Bayern
zurückzuhalten.
Nun, sagte Bismarck, so laßt es gehen, aber bedenkt
wohl, welche Stellung Ihr selbst bei der Sache einnehmen
wollt. Uns erweckt Bayerns Vorgehen keine Besorgnisse; es
könnte höchstens unsere Forderungen steigern. Wir legen in
Deutschland nur auf das Bündniß mit Osterreich Werth, mit
dem starken, wohlbewehrten und conservativen Österreich;
nur müssen wir wissen, ob wir ein ÖOsterreich Mensdorff's
oder ein Osterreich Schmerling's vor uns haben. In längerer
Verhandlung führte er dann aus, daß ein Obsiegen der
Schmerling'schen Tendenzen den Bruch zwischen den beiden
Mächten nothwendig herbeiführen würde.
Glaubt Ihr, fragte endlich Karolyi, Euere Bedingungen
bis Mitte Februar vorlegen zu können?
Vielleicht, erwiderte Bismarck, aber einen Termin lassen
wir uns nicht setzen. Es ist keine leichte Arbeit, um die es
sich handelt. Das Wichtigste für uns ist die Militärfrage.
Die Erfolge des letzten Kriegs haben die Sicherheit unserer
Nordgrenze nicht verbessert, sondern unsere dortigen Aufgaben
vermehrt. In frühern Zeiten gab uns unsere Freundschaft
mit dem bei europäischen Kriegen stets neutralen Dänemark
eine wesentliche Deckung. Ictzt sind wir es, welche die durch
ihre Lage nach allen Seiten ausgesetzten Herzogthümer zu
decken haben. Bei jedem Angriff von Norden her würden