66 Die preußischen Februar-Forderungen. 1865
ist günstiger als jener, bei welchem Dänemark bis an die
Elbe reichte, und der Schutz des Bundes sichert auch ein
selbständiges Schleswig-Holstein gegen jede Gefahr. Wir sind
bereit, Preußen alle Vortheile zuzuerkennen, zu denen es nach
seinen Opfern, seinen Aufgaben, seiner geographischen Lage,
berechtigt ist, Erhebung Rendsburgs zur Bundesfestung, den
Kieler Hafen für Preußens Marine, den Nord-Ostsee-Canal,
den Eintritt Schleswig-Holsteins in den Zollverein. Wenn
aber Preußen einen Gewinn erstrebt, der nur mit Auf-
opferung des Wesens des Bundes gewährt werden kann, so
nöthigt es Osterreich, auch seinerseits die Lösung auf dem
Gebiete der österreichischen Interessen zu suchen. Den Boden
des Bundesrechts verlassen, heißt, die gefährliche Frage der
Entschädigungen heraufbeschwören. Wir sind daher nicht in
der Lage, diese Vorschläge als eine Grundlage für fernere
Verhandlungen anzusehen. So lange Preußen die Souverä-
nitätsfrage in der Schwebe läßt, so lange fehlen die Vor-
bedingungen für die Erörterung specieller Fragen, und wir
glauben daher, indem wir das uns mitgetheilte Programm
ablehnen, nur eine Phase der Verhandlungen, in welcher
definitive Vereinbarungen ohnehin nicht möglich wären, ab-
zuschließen.
Es blieb also für's Erste bei dem Provisorium des ge-
meinsamen Besitzes, zu schwerer Bekümmerniß des Grafen
Mensdorff und zu großer Zufriedenheit Bismarck's, der jetzt
durch den einstweiligen Besitz zum definitiven Eigenthum auch
ohne gewaltsame Mittel zu gelangen hoffte. Jedoch schien
bei dem kategorischen, ja drohenden Tone der österreichischen
Erklärungen immer eine gewisse Vorsicht geboten: wir haben
bei dem dänischen Streite gesehen, wie Bismarck schon ein