Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Vierter Band. (4)

78 Preußen und Frankreich. 1865 
Übertritt auf Seite der Gegner Osterreichs erhalten, bessere 
Geschäfte machen, als wenn wir Osterreich ohne Noth zwingen, 
sich auf unwiderruflichen Bruch mit uns einzurichten. Es 
scheint mir zweckmäßiger, die einmal bestehende Ehe trotz 
kleiner Hauskriege einstweilen fortzusetzen, und wenn die 
Scheidung nothwendig wird, die Verhältnisse zu nehmen, wie 
sie dann sind, als schon jetzt das Band unter allen Nach- 
theilen zweifelloser Perfidie zu zerreißen, ohne die Sicherheit, 
jetzt bessere Bedingungen in einer neuen Verbindung zu 
finden als später." 
„Die Politik Sr. Majestät hat eine starke Stütze ein- 
mal in der Thatsache, daß wir in den Herzogthümern, Dank 
den Umständen, in einem höhern Grade als Österreich Be- 
sitzer sind, und aus dem Besitze selbst immer wachsende Bürg- 
schaften für die Fortdauer desselben gewinnen, und zweitens 
in dem Entschlusse, das Land nicht zu verlassen, es sei denn, 
daß wir befriedigt oder mit Gewalt daraus vertrieben werden. 
Ein Angriffskrieg, zu dem Zwecke, uns zu vertreiben, würde 
jeder Macht einen schweren Entschluß kosten. Wir wissen 
bestimmt, was wir wollen: die Annexion, wenn sie ohne 
Krieg zu erreichen ist, oder wenn vor der Entscheidung 
andere Ursachen den Krieg herbeiführen; jedesfalls aber ein 
Verhältniß, welches die Festungen und Kriegshäfen, so wie 
die Verfügung über die Streitkräfte und andere Rechte in 
den Herzogthümern in unsere Hand gibt. Für die Differenz 
dieser beiden Lösungen den Krieg mit europäischen Groß- 
mächten aufzunehmen, scheint mir mit dem Werthe des Objects 
nicht im Verhältniß zu stehen. Gegen die Herabdrückung 
unserer Ansprüche unter die zweite aber würden wir den 
Degen ziehen und der vollen Sympathie des Landes sicher sein."“
	        
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