28 Unterwerfung Norddeutschlands.
Auswärtigen zunächst nach Pirna, und führte seine Truppen
von dort über die Grenze nach Böhmen hinüber. Die übrigen
Minister blieben unter dem Titel einer Landescommission in
Dresden zurück. Am 18. Juni wurde Dresden von den
Preußen ohne Widerstand besetzt, und binnen wenigen Tagen
das ganze Land ihrem Machtgebot unterworfen. Als preußi-
scher Civilcommissar trat Landrath von Wurmb an die Spitze
der Verwaltung, welche dann unter Vermittlung der Landes-
commission im gewohnten Gange erhalten wurde.
In Kurhessen hatte die Regierung, jetzt im Einvernehmen
mit Hannover vollkommen „bundestreu“ geworden, gleich am
14. Juni die Mobilmachung ihres Armeecorps verkündigt und
zugleich zum Zwecke der Beschaffung der dazu erforderlichen
Geldmittel die Eröffnung des Landtags befohlen. Dieser
aber forderte sogleich am 15. unter Protest gegen die Ge-
setzlichkeit des letzten Bundesbeschlusses und unter Ablehnung
der begehrten Geldmittel, mit 35 gegen 14 Stimmen (der
Ritterschaft, der Ultramontanen und der Demokraten), die
Regierung zur Zurücknahme der Mobilisirung und zum Ein-
halten voller Neutralität auf. Während dieser Verhandlung
erschien im Laufe des Vormittags der preußische Gesandte,
General Röder, bei dem Minister Abée, um ihm die preußische
Sommation vorzulegen. Abee wollte darthun, daß der Bundes-
beschluß gar keine feindselige Spitze gegen Preußen habe, was
freilich auf Röder keinen Eindruck machen konnte; dieser bat
ihn vielmehr, zu bedenken, daß es sich um die Existenz des
Kurfürsten handeln könne, und also die Bewilligung einer
Audienz für ihn, den Gesandten, unerläßlich sei. Röder
wurde darauf um zwei Uhr zum Kurfürsten beschieden. Der
hohe Herr empfing ihn sehr ungnädig: was er bei ihm suche,